Auch der letzte Eindruck zählt

Ein wertschätzender Abschied vom Job lohnt sich, sagt Personalmanager Hans Garstenauer. Sowohl die Beschäftigten als auch das Unternehmen könnten von einem guten Offboarding profitieren.

Ein wertschätzender Abschied vom Job lohnt sich, sagt Personalmanager Hans Garstenauer. Sowohl die Beschäftigten als auch das Unternehmen könnten von einem guten Offboarding profitieren.

Was gehört zum Offboarding dazu?

Hans Garstenauer: Der Begriff Offboarding oder auch Exit Management beschreibt den professionellen Prozess des Ausscheidens eines Arbeitnehmers aus einem Unternehmen. Der Grund für den Abschied spielt dabei keine Rolle. Als Pendant zum Onboarding beginnt der Offboarding-Prozess, wenn ein Teammitglied deutlich macht, dass es sich weiterentwickeln möchte, spätestens aber mit der schriftlichen Kündigung.

Was ist für Sie eine gute Trennungskultur? Was macht diese aus?

Garstenauer: Ein respektvolles Miteinander sollte den Prozess prägen. Dies ist die letzte Möglichkeit für Unternehmen, sich als wertschätzender Arbeitgeber zu präsentieren. Keinesfalls sollte auf ein Exit-Gespräch verzichtet werden. In der Phase des fixierten Ausscheidens besteht die größte Chance auf unverblümtes Feedback. Auch Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer sollten sich Gedanken über ihren Ruf beim ehemaligen Arbeitgeber bzw. bei der Kollegenschaft machen. Der Arbeitsmarkt kann sich auch wieder drehen.

Warum ist eine gute Trennungskultur wichtig?

Garstenauer: Jeder Beschäftigte ist ein Botschafter. Wenn Sie beim Ausscheiden aus dem Unternehmen irgendwie das Gefühl haben, schlecht behandelt zu werden, dann erzählen Sie das: Ihrer Familie, im Freundeskreis, im Gasthaus, im Tennisclub, im Kirchenchor oder auch am Fußballplatz. Diese Erzählungen sind oft negativer als ein „Shitstorm“ im Internet, weil persönliche Erfahrungen von den meisten Menschen höher bewertet werden. Aber auch anders gedacht: Die Summe der ehemaligen Beschäftigten birgt ein großes Potenzial für zukünftige Arbeitskräfte. Sie werden „Bumerang- Mitarbeiter“ genannt. Das ist die einfachste und billigste Form des Recruitings. Kluge Unternehmen nutzen dieses Potenzial nicht nur direkt, sie nutzen auch das Netzwerk der „Ehemaligen“: Wen kennst du, der zu uns passen würde? Hier erfolgt eine Weiterempfehlung nur, wenn es eine positive Bindung zum ehemaligen Arbeitgeber gibt.

In welchen Branchen ist eine gute Trennungskultur besonders wichtig?

Garstenauer: Überall dort, wo der Fachkräftemangel besonders groß ist. Wir sehen jetzt ganz deutlich, dass Unternehmen, die in der Vergangenheit Lehrlinge ausgebildet haben, es jetzt viel leichter haben, diese wieder zurückzugewinnen, wenn die Erinnerung eine gute ist. Auch in der Gastronomie können wir beobachten, dass nicht alle Betriebe die gleichen Schwierigkeiten haben, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten oder zu finden. Gerade jetzt profitieren jene Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit einen gesunden Hausverstand – mehr braucht es eigentlich nicht – beim Ausscheiden von Beschäftigten gezeigt haben.

Sollte man mit ausgeschiedenen Beschäftigten in Kontakt bleiben?

Garstenauer: Das sollte selbstverständlich sein, zumindest über die sozialen Netzwerke.

Von Denise Neher, erschienen am 08.10.2022 in der Tiroler Tageszeitung

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