„Berufe sterben nicht aus, sie werden sich anpassen“

Die digitale Arbeitswelt fordert vielseitige Kompetenzen. „In Tirol sind wir noch mit der Handbremse unterwegs“, sagt Expertin Britta Lorenz.

Die digitale Arbeitswelt fordert vielseitige Kompetenzen. „In Tirol sind wir noch mit der Handbremse unterwegs“, sagt Expertin Britta Lorenz.

Innsbruck – Britta Lorenz ist Partner bei der PDAgroup und Expertin für Sales Enablement, ebenso Coach und Mentorin. Gemeinsam mit der PDAgroup hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Unternehmen u. a. mit Tools und Technologien und dem Konzept des Sales Enablement dabei zu unterstützen, Erfolge im Vertrieb zu erzielen. Die Digitalisierungs-Expertin ist überzeugt: „Die Digitalisierung verändert den Arbeitsalltag in allen Bereichen. Die Art, wie wir arbeiten, wird von Technologien immer mehr dominiert und geprägt.“ Home-Office und die damit einhergehenden Veränderungen seien eine der bedeutendsten Entwicklungen, die man aus der Corona-Pandemie mitnehme. Inzwischen seien hybride Arbeitsformen an der Tagesordnung und die Zusammenarbeit sei eine andere.

Nachgefragt, welche Erleichterungen Arbeitnehmer durch die digitale Revolution erwarten dürfen, erklärt Britta Lorenz: „Wenn Digitalisierungskonzepte durchdacht und gezielt ein- und umgesetzt werden, können sie einer Firma viel Zeit und Geld sparen. Remote und hybride Arbeitsmodelle steigern bei richtiger Umsetzung die Effizienz und die Attraktivität eines Unternehmens als Arbeitgeber.“

Auch wird die Digitalisierung die Arbeitswelt beeinflussen, wie die Fachfrau bestätigt: „Die Digitalisierung verändert viele Berufe und auch die Aufgabenfelder entwickeln sich ständig weiter. Berufe sterben nicht aus, aber sie werden sich anpassen. Eines bleibt dabei jedoch bestehen: Hinter jeder noch so guten Technologie braucht es den Menschen.“

Nachgehakt, was im Kommen ist und künftig Priorität haben wird, lässt Britta Lorenz wissen: „Heutzutage sprechen viele über die verschiedensten Technologien und Digitalisierungsprozesse – meine Philosophie war es immer, dass wir den Menschen dabei niemals vergessen dürfen.“ Der Mensch sei die wichtigste Ressource eines Unternehmens und müsse auch so wertgeschätzt werden. Im Vertrieb sage man dazu Human to Human, also Mensch zu Mensch. „Das ist die wichtigste Verbindung, die wir trotz aller Entwicklungen in Unternehmen immer priorisieren sollten“, erklärte Lorenz.

Mit Blick auf die einzelnen Sparten ist auch die Fachfrau überzeugt, dass es wohl keinen Unternehmensbereich gibt, der sich ganz der Digitalisierung entziehen kann: „Von Verkehrsbetrieben über den Tischler nebenan bis hin zu Supermärkten – in jeder Branche gibt es gewisse Bereiche, die mittlerweile digital ablaufen, sei es der Ticketverkauf, die Website, Terminbuchungen oder digitale Einkaufslisten“, ist Britta Lorenz überzeugt. Auch davon, dass die Digitalisierung essenziell ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben: Die Welt ist schnelllebig geworden – als Unternehmen sei es ein Muss, sich diesen Gegebenheiten anzupassen. Bestehenden sowie neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern müsse permanent die Möglichkeit geboten werden, sich mit diesen Entwicklungen auseinanderzusetzen.

Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung: Viele Menschen hängen an alten Mustern und Vorgehensweisen, attestiert die Expertin.
Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung: Viele Menschen hängen an alten Mustern und Vorgehensweisen, attestiert die Expertin.

Da es – auch aus Sicht der Fachfrau – immer schwieriger wird, neue Mitarbeiter mit den benötigten (digitalen) Kompetenzen zu finden, sei es umso wichtiger, seine Beschäftigten laufend fortzubilden. Angebote existieren laut Britta Lorenz in Tirol einige. So gebe es zahlreiche Weiterbildungsangebote mittlerweile auch von den traditionellen Anbietern, wie Wifi oder BFI. Zusätzlich haben die Universität und das MCI ein umfangreiches Angebot. Besonders erwähnt die Expertin in diesem Zusammenhang die Initiative DIH (Digital Innovation Hub) West. Lorenz’ PDAgroup bietet Weiterbildungsangebote im Umfeld des (digitalen) Vertriebs an.

Allgemein ortet die Fachfrau in puncto Digitalisierung in Tirol Aufholbedarf: „Im DACH-Raum und auch in Tirol sind wir leider immer noch mit der Handbremse unterwegs. Anstatt uns auf das Neue und Unbekannte einzulassen, sind wir meist skeptisch und hängen an alten Mustern und Vorgehensweisen. Ich würde sagen, Aufholbedarf besteht in erster Linie in der Einstellung gegenüber der Digitalisierung und dass uns die Angst davor genommen werden muss.“

Erschienen am 13.08.2022 in der Tiroler Tageszeitung

Diese Blog-Artikel könnten Sie auch interessieren:

Ausbildungsmöglichkeiten und Weiterbildungseinrichtungen in Tirol
Man lernt nie aus – Bildung für Erwachsene

Auf jobs.tt.com finden Sie die aktuellsten Stelleninserate:
Neueste offene Jobs in Tirol anzeigen

Job-Blog Mehr Artikel

Alle Infos zu Bewerbungsunterlagen und Bewerbungsgespräch

Auf jobs.tt.com gibt es zahlreiche Blogartikel mit wichtigen Informationen rund um die Themen Bewerbungsunterlagen und Bewerbungsgespräch. Hier sind sie alle zusammengefasst.

Alle Infos zur Gehaltsverhandlung

Auf jobs.tt.com gibt es zahlreiche Blogartikel mit wichtigen Informationen rund ums die Thema Gehaltsverhandlung. Hier sind sie alle zusammengefasst.

Neuer Job soll her? So geht’s!

Ein beruflicher Umstieg ist mit vielen Unsicherheiten und offenen Fragen verbunden. Eine solide und breite Beratung verschafft hier Abhilfe und ebnet den Weg für einen Neustart.

Job-Blog Mehr Artikel

Neuer Job soll her? So geht’s!

Ein beruflicher Umstieg ist mit vielen Unsicherheiten und offenen Fragen verbunden. Eine solide und breite Beratung verschafft hier Abhilfe und ebnet den Weg für einen Neustart.

Chancengleichheit fördern

Statistisch gesehen ist nur jede dritte Management-Position in Österreich von einer Frau besetzt. Die Gehalts- und Karriere-Expertin Martina Ernst erklärt im Interview, warum dem so ist, und spricht u. a. über den geschlechterbezogenen Verzerrungseffekt.

Innovation beginnt im Anderssein

Wer morgen noch Impulse setzen will, braucht heute mehr als Konformität. Psychologin Julie Simstich erklärt, warum neurodivergente Perspektiven die entscheidende Ressource der Zukunft sein könnten.

career & competence: Deine Karriere-Messe

Die größte Karrieremesse Westösterreichs, career & competence, findet am 14. Mai 2025 im Congress Innsbruck statt.

Übergang mit Hürden

Ein knappes Viertel der Pensionierten läuft laut Schätzungen Gefahr, einen „Pensionsschock“ zu erleiden. Psychologin und Coach Karin Bauer erklärt, worin die Krux beim Wechsel in den Ruhestand liegt.

Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Stellenanzeigen mit dem Social-Media-Paket von jobs.tt.com

Die Suche nach neuen MitarbeiterInnen kann oft langwierig und herausfordernd sein. Trotz einer gut formulierten Jobbeschreibung bleiben Bewerbungen aus, was oft an der fehlenden Reichweite liegt. Machen Sie sich keine Gedanken, wir kümmern uns darum!

Familienhilfe braucht Fachkräfte

Anlässlich des Fachkräftemangels in der Sozialpädagogischen Familienhilfe zeigt eine aktuelle Studie auf, wo bei den Arbeits- und Rahmenbedingungen Verbesserungsbedarf besteht.