Digitale Nomaden – die Zukunft am Arbeitsmarkt?

"Workation": Kombination von Urlaub und Arbeit

Innsbruck – Sie werden immer mehr – so genannte digitale Nomaden. Darunter versteht man Menschen, die ortsunabhängig leben und arbeiten. Ein Trend, der zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist Martin Theobald, Geschäftsführender Gesellschafter der terrassign GmbH, überzeugt. „In den vergangenen Jahren haben sich auf dem Arbeitsmarkt viele Paradigmen mit Ewigkeitsanspruch rasant verändert. Zum einen durch die Covid-Pandemie, die neue Arbeitsortmodelle schuf, und in den kommenden Jahren vor allem durch die demografische Entwicklung, die neue Arbeitszeitmodelle schaffen wird, aber auch durch Innovationen“, meint Theobald.

Dabei spricht er den so genannten „War for Talent“, also den „Krieg um Talente“, an: „Das ist mittlerweile nicht nur ein Wettkampf zwischen Unternehmen um Arbeitende, sondern auch zwischen Staaten, um den jeweiligen Wohlstand wahren zu können“, ist er überzeugt. In der Folge kehrt sich – so Theobald – das ehemals eiserne Paradigma, dass die Menschen der Arbeit folgen, um. In Zukunft folge die Arbeit dem Menschen. Sein Unternehmen kümmert sich darum, dass internationale Arbeitseinsätze rechtssicher gestaltet und begleitet werden – im Hinblick auf arbeits-, aufenthalts-, sozialversicherungs- und steuerrechtliche Aspekte. Begonnen bei Geschäftsreisen nach Peru, Entsendungen in die Vereinigten Staaten, Remote-Arbeitseinsätze in Tansania bis hin zu Workation in Innsbruck. „Arbeiten mit Aussicht auf das schönste Alpenpanorama Tirols geschieht nicht im rechtsfreien Raum“, erklärt der Experte, und: „Manche verlassen sich darauf, mal eben kurz entschlossen mit einem Touristen-Visum in ihr Wunschland einreisen zu können – doch ganz so einfach ist es eben nicht. Hier braucht es schon einen genauen Blick auf die Visum-Kategorie, Sozialversicherung und vor allem auch auf die Steuern.“


Ganz so einfach, wie viele glauben, ist die Verbindung von Aufenthalt in einem Urlaubsland und Arbeit nicht.
 

Um solche „Nebengewerke“ kümmern sich eigene Unternehmen wie das von Theobald – mittlerweile mischen sich unter die Kunden auch viele große Konzerne. „Remote work“ geht schließlich mit jeder Menge Fragen und Herausforderungen einher“, so Theobald. „Remote-Arbeiten oder Workation eignen sich gut für in sich abgeschlossene Projekte mit festgelegten Kommunikationsroutinen.“ Eher ungeeignet sei hingegen das Arbeiten aus einem Budget-Hotelzimmer am Partystrand. Zudem gebe es Länder, die strengere Visakriterien, besonders bei Arbeitsvisa, haben. „Oft steht der Aufwand zur rechtlichen Absicherung des Aufenthalts in keinem Verhältnis“, erklärt Theobald. Nichtsdestotrotz ist er überzeugt, dass „Remote Work ein Ding der Zukunft ist– weniger in dem Sinne, dass eigene Mitarbeitende im Ausland arbeiten werden, sondern dass internationale Teams an unterschiedlichen Orten zusammengestellt werden.

Zu „Workation“, also der Verschmelzung von Arbeit und Urlaub, meint Theobald: „Workation ist ein Hype. Wenn ich mir die Zahlen unserer Kunden anschaue, sehe ich, dass in einem Unternehmen mit 15.000 Arbeitnehmern, die zu Workation berechtigt sind, lediglich acht in diesem Jahr von dieser Option Gebrauch gemacht haben.“ „Grenzenlos sicher“ heißt ein weiteres Unternehmen, das digitale Nomaden und Auswanderer in Bezug auf den bestmöglichen Krankenversicherungsschutz für deren individuelle Situation berät. Der Geschäftsführer, Robin Lerch, erklärt, dass der Dienstleistung als erster Schritt immer ein persönliches Gespräch vorausgeht, in dem die individuelle Situation und die Wünsche des Kunden identifiziert werden. Robin Lerch erklärt zu den Prioritäten seiner Kunden, die ebensolche digitalen Nomaden sind: „Die wichtigsten Bausteine wie die medizinische Rückführung oder auch die Behandlung nach Notfall bzw. Unfall sollten das Mindeste sein, was abgedeckt ist. Eine solide Basis ist auch bei fast allen Anbietern auf dem Markt gegeben.“ Er erklärt: „Internationale Krankenversicherungen sind sehr komplexe Versicherungsprodukte, deshalb sollte man sich intensiv mit deren Leistungen beschäftigen.“ Wie könnte es anders sein, als dass Robin Lerch auch selbst „digitaler Nomade“ ist, sein Resümee fällt positiv aus: „Mir persönlich gefällt der Lebensstil sehr gut. Allerdings glaube ich, dass viele sich diesen anders vorstellen, als er ist, da am Ende trotzdem regelmäßig der Laptop für die Arbeit aufgeklappt werden muss."

Das Wichtigste aus dem Artikel: 

Zunehmender Trend der digitalen Nomaden: Digitale Nomaden sind Menschen, die ortsunabhängig leben und arbeiten. Dieser Trend hat durch die Covid-Pandemie und demografische Entwicklungen an Bedeutung gewonnen.

Rechtliche Herausforderungen: Internationale Arbeitseinsätze erfordern rechtliche Absicherung in Bezug auf Arbeits-, Aufenthalts-, Sozialversicherungs- und Steuerrecht. 

Von Elisabeth Zangerl, erschienen am 07.12.2024 in der Tiroler Tageszeitung

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