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Durchstarten mit 50 plus möglich
Hans-Georg Willmann ist Autor des Buches „Durchstarten mit 50 plus“ und spricht im Interview mit der Tiroler Tageszeitung über einen beruflichen Neuanfang in der zweiten Lebenshälfte.

Sie sind der Autor des Buches „Durchstarten mit 50 plus“ – warum glauben Sie, haben Menschen mit 50 plus gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt?
Hans-Georg Willmann: Weil sie Qualitäten mitbringen, die auf dem Arbeitsmarkt dringend gebraucht werden. Menschen mit 50 plus sind bereit, Verantwortung zu übernehmen. Sie haben Erfolge und Misserfolge erlebt und dabei wertvolle Lektionen gelernt – z. B. Durchhaltevermögen, Disziplin und Frustrationstoleranz. Zudem bringen sie eine hohe Loyalität, Zuverlässigkeit und wertvolles Erfahrungswissen in ein Unternehmen ein. Im besten Fall verfügen sie auch über ein langjährig gepflegtes Netzwerk.
Sie coachen viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte: Warum fällt es nach Ihrer Einschätzung vielen schwer, sich neu zu positionieren? Und: Wie können aus unternehmerischer Sicht Arbeitssuchende mit 50 plus angesprochen werden?
Willmann: Vielen Menschen mit 50 plus fällt es schwer, sich selbst und den Arbeitsmarkt realistisch einzuschätzen. Das ist jedoch die Voraussetzung dafür, um sich neu zu positionieren. Zunächst müssen die beiden Fragen beantwortet werden: Was braucht der Arbeitsmarkt? Und: Was kann ich einem Unternehmen bieten? Arbeitgeber:innen können Menschen mit 50 plus am besten erreichen, indem sie ihre Erfahrung und ihr Wissen wertschätzen, gezielt Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten und eine altersgemischte Unternehmenskultur fördern.
Ist 50 wirklich das neue 40? Was glauben Sie, inwieweit verändert sich der Arbeitsmarkt in den kommenden Jahrzehnten?
Willmann: Eine Kristallkugel habe ich nicht. Aber eines ist klar: Durch Digitalisierung und Automatisierung, den demographischen Wandel und ökologische sowie gesellschaftliche Veränderungen befindet sich der Arbeitsmarkt in einem tief greifenden Wandel. Zukünftig werden berufliche Routinetätigkeiten zunehmend automatisiert, z. B. in der Fertigung, und von Künstlicher Intelligenz übernommen, z. B. in der Bürounterstützung. Gleichzeitig werden neue Berufsbilder und Arbeitsplätze entstehen, z. B. in den Bereichen des digitalen Lernens und der Datenanalyse. Nicht-Routinetätigkeiten, z. B.im Handwerk, im Gesundheitsbereich und im Management, wird es auch morgen noch geben. Da 50-Jährige heute im Schnitt gesünder, aktiver und besser gebildet sind und insgesamt länger leben, kann man vom neuen 40 sprechen. Obwohl ich der Meinung bin, dass jedes Alter es wert ist, beim Namen genannt zu werden.

Laut Statistiken der Krankenkassen sind ältere Mitarbeiter:innen nicht häufiger krank.
Was sagen Sie zur vielfach verbreiteten Meinung, Mitarbeitende mit 50 plus sind teuer, unflexibel und schwer kündbar?
Willmann: Das erlebe ich individuell sehr unterschiedlich. Sicherlich gibt es Führungskräfte mit 50 plus, die eine hohe Gehaltsforderung haben. Wenn sie es wert sind, ist die Forderung realistisch. Ob flexibel oder unflexibel, das ist eher eine Persönlichkeitsakzentuierung. Ich beobachte viele Menschen mit 20 plus, die weit unflexibler sind als Fach- und Führungskräfte mit 50 puls. Und das Thema „schwer kündbar“ – nein. Es gibt keinen generellen Schutz, der eine Kündigung ab einem bestimmten Alter ausschließt. Arbeitgeber können sich durch eine professionelle, psychologische Eignungsdiagnostik bei der Personalauswahl hinsichtlich bestimmter Persönlichkeitsausprägungen absichern.
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Mit welchen Herausforderungen sind Unternehmen bei Einstellungen älterer Arbeitnehmer:innen konfrontiert? Stimmt die These, dass bei älteren Mitarbeitenden vermehrt Krankenstände zu verbuchen sind oder kann dies widerlegt werden?
Willmann: Glaubt man den Statistiken der Krankenkassen, dann sind ältere Mitarbeitende nicht häufiger krank, aber sie fehlen im Krankheitsfall länger. Herausforderungen für Arbeitgeber bestehen hinsichtlich der Wertschätzung und Weiterbildung von Mitarbeitenden 50 plus sowie der Förderung altersgemischter Teams. Ältere Arbeitnehmer:innen für ihre Erfahrungen und ihr Knowhow wertzuschätzen, sie digital auf dem neuesten Stand zu halten und den Wissenstransfer zwischen älteren und jüngeren Mitarbeitenden im Team aktiv zu fördern, das sind Erfolgsfaktoren für ein Unternehmen.
Und welche Potenziale orten Sie? Worin liegen aus Ihrer Sicht die Vorteile, wenn Mitarbeitende mit 50 plus eingestellt werden?
Willmann: Mit einer hohen Arbeitsmoral, Verantwortungsbewusstsein und Lebenserfahrung können Mitarbeitende mit 50 plus eine stabilisierende Wirkung im Team haben. Beachten Arbeitgeber die Herausforderungen und Potenziale, die in altersgemischten Teams liegen, verfügen sie über einen unternehmerischen Vorteil am Markt. Durch die Potenziale, die Menschen mit 50 plus mit bringen, haben sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Wichtig ist es, ihre Potenziale und Chancen zu erkennen und aktiv zu nutzen.
Interview geführt von Elisabeth Zangerl, erschienen am 12.07.2025 in der Tiroler Tageszeitung
Das Wichtigste aus dem Artikel:
Erfahrungen und Qualitäten: Menschen mit 50 plus bringen wertvolle Erfahrungen, Loyalität und Verantwortungsbewusstsein in den Arbeitsmarkt ein, was sie zu gefragten Mitarbeitenden macht.
Herausforderungen der Neuorientierung: Viele haben Schwierigkeiten, sich realistisch einzuschätzen und ihre Position neu zu definieren. Arbeitgeber sollten Weiterbildung und Wertschätzung bieten, um diese Zielgruppe anzusprechen.
Wandel des Arbeitsmarktes: Digitalisierung und demographische Veränderungen führen zu neuen Berufsbildern, während ältere Mitarbeitende durch ihre Stabilität und Lebenserfahrung einen wichtigen Beitrag leisten können.
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