Ein Instagram Channel gibt Einblick in den Pflegeberuf

Eine Krankenpflegerin nützt Instagram, um den Pflegeberuf aufzuwerten. Fast 260.000 Menschen folgen ihr. Ob sich dadurch etwas ändert, bleibt abzuwarten. Einen Versuch ist es aber wert.

Hamburg - "Ich mache momentan eine Altenpflegeausbildung. Ständig muss ich mir anhören, wieso ich diesen Beruf gewählt habe, obwohl ich doch mein Abitur habe. Nie weiß ich darauf eine richtige Antwort. Es ist wie heimkommen, wenn ich zur Arbeit gehe. Ein kleines Heim, 36 Bewohner. Allen dort ist klar, dass es nur einen Weg für unsere Bewohner gibt, um unsere Einrichtung zu verlassen. Aber das ist in Ordnung. Ich bin gerne ein Begleiter auf der letzten Reise." Das ist eine Aussage einer Altenpflegeschülerin und einer von vielen Posts, den man auf dem Instagram-Profil "thefabulousfranzi" der deutschen Intensivkrankenschwester Franziska Böhler findet. Der Eintragwurde 8.489-mal geliket und hat 244 Kommentare. Geliket und kommentiert wird von Menschen aus Deutschland wie auch aus Österreich und nicht nur von jenen, die selbst im Pflegebereich arbeiten.

"Erstaunlicherweise kommen die meisten meiner Follower nicht aus diesem Bereich. Und genau das finde ich sehr erfreulich, dass das Interesse und die Aufmerksamkeit von Menschen kommt, die beruflich nichts mit dem Gesundheitswesen zu tun haben."

Seit ungefähr zwei Jahren nützt die Hamburgerin Instagram, um den Diskurs über den Pflegeberuf anzuregen. Ihr Arbeitgeber, der namentlich auf der Plattform nicht erwähnt wird, hat nichts gegen ihr Engagement einzuwenden.

"Ich habe den Account weder aufgebauscht noch geheim gehalten. Zumal ich nie Inhalte meines Arbeitsplatzes veröffentlicht habe", erläutert Böhler. Die junge Frau will dabei indes nichts schön reden. Die Intensivkrankenschwester berichtet sowohl von den positiven Facetten des Berufs als auch über dessen Schattenseiten. Warum sie sich neben Job, Haushalt und zwei Kindern immer wieder die Zeit nimmt, um Posts zuschreiben, Kommentare zu beantworten oder persönliche Geschichten von ihren Followern zu lesen? Ganz einfach: "Ich erhoffe mir zum einen, informieren und aufklären zu können, und wünsche mir eine ethische Diskussion im Land darüber, was uns gute Pflege wert ist", erläutert die seit 13 Jahren in der Intensivmedizin tätige Krankenschwester die Beweggründe für ihren Kampf gegen den Pflegenotstand. Denn die Situation beträfe uns alle. Nicht nur die Fachkräfte, sondern auch uns Patienten.

In einem Eintrag liest man davon, dass sie darauf nicht vorbereitet war: sich zu zweit um 50 Patienten zu kümmern, 3 OP-Säle gleichzeitig zu betreuen, Patienten zu vertrösten, die auf einen OP-Termin warten. "Was mich mit aller Härte traf, war das Gefühl, nicht alles leisten zu können, weil es die Zeit nicht erlaubte." Dennoch steht Böhler, genau wie viele andere aus dem Gesundheitsbereich oder der Altenpflege, jeden Tag aufs Neue auf und macht ihre Arbeit. "Ich kann mir keine sinnvollere Tätigkeit vorstellen: Wir begleiten Menschen auf ihrem Weg, kurativ oder palliativ. Wir tragen einen maßgeblichen Teil zur Gesundung oder einem würdevollen Sterbeprozess bei", erklärt die Intensivpflegerin. In ihrem Beruf hatte sie Begegnungen mit Menschen, die sie bescheiden werden ließen und bereichert haben. An guten Tagen habe man das Gefühl, die Klinik wie ein Sieger zu verlassen, sagt sie. Es brauche keine blutigen Schockräume, verschwitzte Ärzte und Schwestern, um die Ansprüche eines Berufsbildes zu beschreiben, es seien auch die stillen Momente; die, die nie für Aufmerksamkeit sorgen. Aber genau das sei es, was es groß mache: ein Stück des Weges mitgehen, egal, in welche Richtung. Und wenn er irgendwann endet, dann bleiben wir, schreibt die Hamburgerin in einem Eintrag, den 9.139 Personen liketen. Ein guter Schritt in die richtige Richtung.

Pflegeausbildungen im Überblick:


Pflegeassistenz: Ausbildungsdauer: 1 Jahr, Abschluss: Pflegeassistent, Ausbildungsorte: AZW Innsbruck, Hall und Imst.
Pflegeassistenz: Ausbildungsdauer: 2 Jahre, Abschluss: Pflegefachassistent, Ausbildungsorte: AZW Innsbruck und Hall.
Gesundheits- und Krankenpflege: Fachhochschul-Bachelorstudiengang, Ausbildungsdauer: 3 Jahre, Abschluss: Bachelor of Science in Health (BSc), Berufsbezeichnung: Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Ausbildungsorte: FH Gesundheit, Standorte in Innsbruck, Kufstein, Lienz, Reutte, Schwaz und Zams. 
Gesundheits- und Krankenpflege: Schule für Gesundheits- und Krankenpflege (bis 31.12.2023), Ausbildungsdauer: 3 Jahre und 4600 Stunden, Abschluss: schriftliche Fachbereichsarbeit, kommissionelle Diplomprüfung/Diplom, Berufsbezeichnung: Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger, Ausbildungsorte: Schwaz, Lienz, Reutte, Zams und Kufstein.

Von Nina Zacke, erschienen am  08.02.2020 in der Tiroler Tageszeitung

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