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Ein Schläfchen hält bei der Arbeit fit
Das kurze Nickerchen zu Mittag ist laut Arbeitsmedizinern eine natürliche Reaktion des menschlichen Biorhythmus. Dabei wird diese Möglichkeit zur Leistungssteigerung in der Arbeitswelt viel zu wenig genutzt.

Wien – Wer in der Mittagspause einen kurzen Power-Nap – früher sagte man dazu einfach „Nickerchen – halten will, erntet nicht selten schiefe Blicke. Denn ein Mittagsschlaf wird mit Faulheit und fehlender Motivation assoziiert. Dabei ist das kurze Nickerchen zu Mittag eine natürliche Reaktion des menschlichen Biorhythmus: Vormittags sind Konzentrationsfähigkeit und Produktivität bei den (meisten) Menschen am höchsten. „Jeder arbeitende Mensch, der dazu Gelegenheit hat, sollte den Power-Nap in seinen Arbeitstag integrieren“, so der Arbeitsmediziner Helmut Stadlbauer vom Beratungsunternehmen IBG.
Ein Power-Nap steigert die Leistungsfähigkeit, das zeigen viele Studien. Physiologisch helfe der kurze Tagschlaf Mitarbeitern wie Chefs, Leistungsfähigkeit und Produktivität aufrechtzuerhalten. So habe die NASA belegen können, dass eine halbe Stunde Power-Napping die Reaktionsschnelligkeit von Piloten um 16 Prozent gesteigert und Aufmerksamkeitsausfälle um 34 Prozent verringert hat. Aber auch gesundheitlich bringt das kurze Nickerchen sehr viel. „Es gibt Hinweise, dass das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sinkt und die Lebenserwartung steigt“, erläutert Stadlbauer.
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Nach einem Power-Nap sei die Stimmung generell ausgeglichener. Menschen könnten sich dann intensiver konzentrieren und auch nervige Kollegen oder Vorgesetzte besser aushalten. Was man dabei aber wissen müsse: Schlaf passiert in Phasen. Nach dem Einschlafen gleite man rasch in die erste Tiefschlafphase. Und aus einer solchen geweckt zu werden, sei schwierig und unangenehm. Nach dieser ersten, so genannten Non-REM-Phase folge dann eine kurze REM-Phase, nach eineinhalb Stunden beginne der gleiche Rhythmus von vorne. „Also nur kurz, wenige Minuten nappen. Ideal ist zehn bis maximal 15 Minuten“, betont Stadlbauer. Denn sonst gehe der erfrischende Effekt verloren. „Wenn ich schon schlafe, dann eineinhalb Stunden, dann ist man wieder leicht weckbar und auch erholt“, so der Arbeitsmediziner.
Noch sind viele Arbeitgeber sehr skeptisch, allerdings könnte die vermehrte Nutzung von Home-Office helfen, dass sich Power-Napping durchsetzt. „Die Mitarbeiter sind im Home-Office in ihrer Arbeitseinteilung zu einem größeren Teil selbst bestimmt. Jeder arbeitende Mensch, der sich die Gelegenheit für einen kurzen Mittagsschlaf schaffen kann, sollte dies unbedingt nützen“, meint Stadlbauer. Es sei auf jeden Fall besser und gesünder, sich 20 Minuten hinzulegen, als die Pause für die Tageseinkäufe zu verwenden.
Munterer, frischer und leistungsfähiger: So funktioniert es
Power-Napping ist überall möglich. Am besten sucht man sich eine entspannte und ruhige Umgebung aus, wo man ungestört ist. Ein bequemer Stuhl, auf dem man seinen Kopf ablegen kann, ist von Vorteil. [...] Laut Wissenschaftlern ist 13 Uhr der perfekte Zeitpunkt.
Wenn es trotzdem nicht auf Anhieb gelingt, abzuschalten und einzuschlafen, sollte man nicht sofort aufgeben. Auch der Powerschlaf will geübt sein. Zudem gibt es Faktoren, die der Entspannung entgegenstehen, wie Stress, ungesunde Ernährung oder zu viel Kaffee. Autogenes Trainig oder Progressive Muskelentspannung können helfen.
Die Schlüsselmethode hilft, um die für sich passende Dauer eines Power-Naps einschätzen zu können. Dazu setzt man sich entspannt auf einen Stuhl und nimmt einen Schlüsselbund in die Hand. Bevor man beim Power-Nap in eine Tiefschlafphase fällt, entspannt sich die Muskulatur. Der Schlüsselbund fällt zu Boden und man wacht auf.
Erschienen am 11.05.2024 in der Tiroler Tageszeitung
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