Familie und Job – kein Kinderspiel

Der Wiedereinstieg ist nach wie vor weiblich. Ob er erfolgreich verläuft, hängt weniger vom Arbeitswillen der Frau als vielmehr von diversen äußeren Faktoren wie familienfreundlichen Arbeitszeitmodellen ab.

In den letzten Jahrzehnten hat sich nicht viel verändert. Die Zahlen der Statistik Austria belegen den Trend der weiblichen Teilzeitarbeit. Im Jahr 1994 waren 96 Prozent der Männer zwischen 25 und 49 Jahren mit Kindern unter 15 Jahren erwerbstätig. Bei den Frauen waren es 55 Prozent. 2019 waren 93 Prozent der Männer derselben Kategorie erwerbstätig, wenn auch mehr davon in Teilzeit, nämlich 6 zu vorher 2 Prozent. Der Anteil der erwerbstätigen Frauen zwischen 25 und 49 Jahren mit Kindern unter 15 stieg bis 2019 auf 69 Prozent, ihre Teilzeitquote erhöhte sich von 40 auf 74 Prozent.

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„Dabei geht es in den seltensten Fällen darum, ob eine Frau wieder arbeiten möchte und wie viel. Das Thema ist weit komplexer“, stellt Sonja Rieder, Psychotherapeutin und Karrierecoach in Wien, fest. „Es hängt beispielsweise mit der Art des Schulsystems zusammen, das es nötig macht, die Kinder zu begleiten – mit viel mehr Aufwand als früher. Mit den Kinderbetreuungsmöglichkeiten, mit jungen Eltern, die der Arbeit wegen in die Städte ziehen, wo die Großeltern nicht mehr zur Verfügung stehen.“ So bleibt die Kindererziehung meist an den Frauen hängen. Der Mann verdient oftmals mehr. Es gibt auch viele Frauen, die bewusst Zeit mit dem Kind verbringen möchten. Den Männern den Schwarzen Peter für die einseitige Belastung der Frauen in die Schuhe zu schieben, sei aber nicht fair, meint Rieder. Das Vaterbild sei bereits im Wandel. Immer mehr Väter würden sich wünschen, mehr Zeit mit ihrem Kind zu verbringen, was den Kindern auch zugutekomme. „Doch nicht in jedem Unternehmen ist das gern gesehen. Eine Väterkarenz oder eine Reduktion der Arbeitsstunden ist manchmal mit einem Positionsverlust verbunden. Um an diesen Schrauben zu drehen, wäre ein öffentlicher Diskurs mit Politik und Wirtschaft nötig“, sagt Rieder.

Doch es gibt sie, die Unternehmen, in denen Karriere mit Kind möglich ist. Die Tiroler Versicherung beispielsweise wurde mehrfach für ihre familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik ausgezeichnet. Jane Platter, die verantwortliche Personalmarketerin, sagt: „Wir bieten Gleitzeit ohne Kernzeiten und sehr flexible Arbeitszeitmodelle. So haben wir aktuell beispielsweise rund 80 verschiedene Arbeitszeitmodelle, HomeOffice, alle Mitarbeiter können in Teil- oder Vollzeit arbeiten, temporär Stunden reduzieren oder aufstocken, verschiedene Karenzmodelle nutzen und eine eigene Karenzbeauftragte unterstützt unsere Karenzierten.“ Die Führungskräfte würden mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Mitarbeiter ermutigen, die Karenzmöglichkeiten ebenfalls zu nutzen.


„Karriere darf nicht von Geschlecht, Alter, Arbeitszeitmodell oder Familie abhängig sein.“ Jane Platter (Tiroler Versicherung)
 

„Selbstverständlich können Führungspositionen in Teilzeit ausgeübt werden“, betont Platter. Zeitgemäße Personalpolitik bedeute für das Unternehmen, „Rahmenbedingungen zu schaffen, die allen unseren Mitarbeitern – unabhängig von ihrer familiären Situation – eine ihren Talenten entsprechende, gleichberechtigte berufliche Entwicklung ermöglichen. Karriere darf nicht von Geschlecht, Alter, Arbeitszeitmodell oder Familie abhängig sein“, erklärt Platter. Das beste Teilzeit Karrierebeispiel ist die designierte Vorständin Isolde Stieg, die seit 2020 Teil der erweiterten Geschäftsführung ist und im Herbst in den Vorstand einziehen wird. Stieg hat acht Jahre lang den Bereich „Rechnungswesen & Controlling“ erfolgreich in Teilzeit geführt. Die Tirol Kliniken haben es jährlich mit durchschnittlich 280 wiederkehrenden Eltern zu tun, 50 davon sind Männer.

„Mittlerweile gibt es über 200 verschiedene Teilzeitmodelle, wobei die meisten in ihre angestammten Verantwortungsbereiche zurückkehren“, berichtet Johannes Schwamberger, der Sprecher der Tirol Kliniken. „Zum einen wird die Medizin immer weiblicher und dadurch steigt der Bedarf an Angeboten für Wiedereinsteigerinnen. Zum anderen gibt es Bereiche, die durchaus Mangelfächer sind und wo wir froh sind, dass Mitarbeiterinnen wieder zurückkommen.“ Wichtig sei, dass die jeweiligen Teams diese Modelle mittragen. Zudem gebe es weitere Unterstützungsangebote des Unternehmens wie den betriebsinternen Kindergarten, die Kinderkrippe und die Kinder-Ferienwoche im Sommer.

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Von Karolina Putz, erschienen am 19.06.2021 in der Tiroler Tageszeitung

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