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Jobportrait: Psychotherapeutin - Die Psyche in Bewegung bringen
Als Psychotherapeutin weiß Viktoria Agnes Huber die Leiden ihrer Patienten zu lindern. Sie setzt dabei vor allem auf den Körper.
Innsbruck – Der Körper als Sprachrohr für die Seele – Viktoria Agnes Huber ist überzeugt davon, dass wir meist mehr sagen, als man mit den Ohren hören kann. „Viele Menschen können ihre Anliegen nicht gut in Worte fassen, sie aber durchaus physisch erfahren, erleben und dann ausdrücken“, erklärt die Psychotherapeutin. Daher hat sie auch – aus den über 20 in Österreich anerkannten Schulen der Psychotherapie, zu denen beispielsweise die Freud’sche Psychoanalyse gehört – die Konzentrative Bewegungstherapie als Arbeitsmethode auserkoren. „Die Bewegungstherapie liefert mir das perfekte Handwerkszeug, um die Beschwerden meiner Klienten sichtbar zu machen und um an ihnen zu arbeiten“, sagt Huber.
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Die klassische rote Couch sucht man in Hubers Therapieräumen vergeblich: „Wir gehen viel im Raum umher bei unserer Methode“, erzählt sie. Auch ihre eigene Körperlichkeit stellt die Therapeutin den Patienten zur Verfügung – etwa wenn es um eine „Halt-Erfahrung“ gehe. Brauche jemand Stabilisierung, so könne das körperlich erfahren werden, indem die Therapeutin der Person anbiete, sich anzulehnen, sich einem Stab, ihren Händen oder ihrem eigenen Rücken anzuvertrauen. „Dabei lernen sie das eigene Bedürfnis kennen und in weiterer Folge sich selbst Hilfe, Halt oder Ähnliches zu holen“, so Huber. Zwei weitere Dinge seien besonders wichtig für ihre Arbeit: der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zum Patienten sowie sich selbst gut zu kennen. „Selbsterfahrung ist unumgänglich für uns Psychotherapeuten“, so Huber. „Nur was ich selbst bearbeitet habe, kann ich sehen“, sagt sie. Zum Beispiel könne man einem Patienten, der unter einer Trennung leidet, besser helfen, wenn man selbst auch schon mal in so einer Situation gewesen sei. Allerdings müsse man auch nicht alles bereits selber erlebt haben. Theoretisches Wissen sei ebenso von Nutzen. „Ein gewisses Maß an Lebenserfahrung ist naturgemäß aber schon sehr nützlich für die Arbeit als Psychotherapeutin“, sagt Huber.
Schon während ihres Psychologiestudiums war für Huber klar, dass sie Psychotherapeutin werden wollte. Das Studium der Psychologie, währenddessen sie bereits sehr klinisch orientiert war, erschien ihr als die perfekte Basis dafür. Als Psychologin zu arbeiten, sei ihr nicht in den Sinn gekommen, sagt Huber. „Psychologen stellen Diagnosen für Krankheiten oder etwaigen Förderbedarf und erfüllen mit ihren Behandlungsangeboten in erster Linie einen gesundheitserhaltenden und leistungsverbessernden Aspekt“, so die Therapeutin. Beispielhaft dafür seien Rauchfrei- Seminare oder die Schulung von Entspannungstechniken. „Ich wollte tiefer gehen“, sagt die Therapeutin. „Es ging mir um die Lebensgeschichten der Menschen, die Hintergründe und warum jemand so ist, wie er ist.“ Huber will mit ihrer Arbeit Leid lindern. „Psychotherapie ist ein Heilverfahren für psychische Beschwerden“, erklärt sie.
„Die Psychotherapie ist vergleichbar mit einer Hebammentätigkeit“, sagt sie weiter. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich merke, dass Menschen dank meiner Hilfe besser ins Leben gehen können.“
Es sei aber auch manchmal schwer, sich von den Lebensgeschichten und Bildern, die man in dem Beruf unweigerlich mit sich herumtrage, zu distanzieren. „Wenn ich merke, dass ich – im metaphorischen Sinn – mal wieder mit einem Klienten auf Skitour bin, dann ist es Zeit für eine Supervision“, erzählt sie. Selbstfürsorge sei ihr oberstes Gebot. Das könnten Psychologen und Psychotherapeuten aber normalerweise ohnehin ganz gut, sagt sie. „Wir predigen es ja auch permanent unseren Klienten.“
Berufsportrait
Voraussetzungen: Interesse an Menschen, Empathie, Fähigkeit zur Selbstreflexion, Kreativität, Spontanität, Achtsamkeit.
Ausbildung: Psychotherapieausbildung postgraduell 3 Jahre. Basisstudium, z. B. Psychologie oder soziale Arbeit (nicht zwingend akademisch).
Von Natascha Mair, erschienen am 19.11.2022 in der Tiroler Tageszeitung
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