Jobportrait: Volksschullehrer - Männer an das Pult

Österreichweit liegt der Frauenanteil bei Volksschullehrern bei über 90 Prozent. Zeit für Veränderung: Ein künftiger Volksschullehrer und der Rektor der KPH Edith Stein plädieren für mehr Männer in diesem Beruf.

Michael Augustin liest Geschichten über Dinosaurier, gestiefelte Kater und mutige Mädchen mit zwei Zöpfen vor, bringt Kindern das Einmaleins bei, er bastelt Muttertagsgeschenke, er schauspielert und er entertaint. Aber Augustin tröstet auch, er bringt 6-Jährige zum Lachen und sorgt dafür, dass innerhalb der Klasse ein Wir Gefühl entsteht. Der 24-Jährige steht kurz vor seinem Bachelorabschluss im Lehramt Primarstufe und wird ab Herbst als Volksschullehrer arbeiten. Als männliche Lehrperson in der Volksschule ist er hierzulande eine Ausnahmeerscheinung. Knapp drei Viertel der Lehrenden an Österreichs Schulen sind Frauen. Laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria beträgt der Frauenanteil an Lehrkräften im Volksschulbereich über 90 Prozent.

Für Augustin war schon immer klar, dass er Lehrer werden will. „Das Lehrergen ist mir quasi in die Wiege gelegt worden, denn schon meine Mama, meine Tante und mein Onkel waren Lehrer“, erzählt der Telfer. Er unterrichte gerne, sagt Augustin.
 

„Kindern beim Heranwachsen zuzusehen, sie in ihrem Können zu fördern und ihnen Werte zu vermitteln – das ist der Sinn meiner Arbeit und darin gehe ich auf“, schwärmt er.
 

Die Gründe, warum immer noch so wenig Männer den Beruf des Volksschullehrers ergreifen, sind heterogen. Allen voran wiegt das gesellschaftliche Prestige dieses Berufs, das bestätigen Forschungen über die Berufswahlmotivation. Dass die Bildung so hoch angepriesen werde, die gesellschaftliche Wertschätzung von Lehrern aber derart gering sei, sei ein Widerspruch, kritisiert Augustin. Innerhalb der Gesellschaft wird der Beruf leider auch heutzutage oft belächelt: Nur vier Stunden Arbeitszeit täglich, neun Wochen Ferien.

„Die Arbeit dahinter, den Impact und die Auswirkungen, die wir mit unserer Arbeit leisten, sehen viele nicht“, sagt der zukünftige Volksschullehrer.

Das Problem beim Lehrerberuf sei zudem, dass eigentlich alle Menschen zu wissen glauben, was einen in dem Beruf erwarte, weil sie ihn von der anderen Seite kennen, konkretisiert Peter Trojer. Trojer ist Rektor der KPH Edith Stein, die ein Lehramtsstudium für die Primarstufe anbietet.

Dass es deshalb längst Zeit für Veränderung ist, erkennt nicht nur das Bildungsministerium, das derzeit versucht, verstärkt Männer für pädagogische Berufe anzusprechen, sondern auch der Rektor der KPH Edith Stein: „Diese Problematik ist nicht erst in den letzten Jahren aufgetaucht. Aber es nicht so einfach, hier gegenzusteuern, da die Berufswahlmotive sehr tief sitzen und nicht unbedingt mit rationalen Argumenten ausgeglichen werden können.“ Aber: Man könne etwa bei der Berufsberatung diese Möglichkeiten aufzeigen und mit Vorbildern vorangehen. „Wir führen mit allen jungen Menschen vor Beginn des Studiums ein ausführliches Gespräch und fragen nach der jeweiligen Motivation, Lehrer zu werden“, erzählt der KPH-Rektor. „Junge Männer antworten dann oft, dass sie selbst einen männlichen Volksschullehrer hatten, der sie beeinflusst hat“, ergänzt Trojer. Es brauche in diesem Bereich vermehrt Role Models. Die Vorbildwirkung sei nicht zu unterschätzen, sagt er.

Und gerade für Kinder im Alter von 6 und 10 Jahren sind männliche wie weibliche Bezugspersonen notwendig. Die gesellschaftliche Entwicklung führt derzeit dazu, dass dies nicht immer gegeben ist. Es gebe vermehrt alleinerziehende Mütter, was bedinge, dass oftmals die männlichen Elternteile unterrepräsentiert seien. Das sei für eine ausgewogene Entwicklung nicht förderlich, ergänzt Trojer. „Wenn sich das in den Schulen fortsetzt, ist ein Teil des Ganzen ausgeblendet“, betont er. Denn: Kinder brauchen beides, sie brauchen Männer und Frauen als Bezugspersonen, sagt der Rektor der KPH Edith Stein. Und auch Michael Augustin plädiert deshalb für mehr männliche Lehrpersonen in Volksschulen: „Ich glaube, dass das für alle Kinder wertvoll und nur eine Bereicherung sein kann.“

Von Nina Zacke, erschienen am 10.04.2021 in der Tiroler Tageszeitung

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