Jobwechsel überzeugen, wenn sie Sinn ergeben

Nicht die Anzahl der Jobs entscheidet über einen guten Eindruck, sondern wie jede Station zum Gesamtbild beiträgt.

Innsbruck – Ein Lebenslauf mit vielen verschiedenen Stationen kann Türen öffnen – oder verschließen. „Grundsätzlich ist ein abwechslungsreicher Lebenslauf nicht per se negativ“, erklärt Mario Angerer, Geschäftsführer der Personalberatung conSALT. „Er kann zeigen, dass jemand vielseitig interessiert, anpassungsfähig und lernbereit ist.“ Entscheidend sei jedoch immer der Kontext. Denn zu viele Wechsel ohne erkennbaren roten Faden lassen Personalverantwortliche stutzig werden.

Problematisch werde es vor allem dann, wenn sich über mehrere Jahre hinweg nur kurze Beschäftigungsphasen, ohne nachvollziehbare Gründe, aneinanderreihen. „Arbeitgeber:innen befürchten dann, dass sich die Investition in die Einarbeitung nicht lohnt oder dass die Person schnell wieder abspringt", erklärt Angerer. Das könne selbst dann zu einem Ausschluss führen, wenn Qualifikationen und Auftreten stimmen.

Allerdings sei berufliche Wechselbereitschaft nicht in allen Branchen ein Makel. In der IT, Beratung oder im Eventmanagement etwa gehören häufige Jobwechsel oder befristete Projekteinsätze oft zum Berufsbild. „Auch in der Gastronomie oder im Tourismus wird das nicht zwingend negativ bewertet – im Gegenteil: Wer unterschiedliche Betriebe kennengelernt hat, bringt oft wertvolle Erfahrungen mit“, so Angerer.

Berufliche Biografien verlaufen heute oft nicht mehr linear. Wechsel und Pausen gehören für viele dazu.

Entscheidend sei, wie die Wechsel begründet werden. Nachvollziehbare Gründe seien etwa Umstrukturierungen, Standortschließungen, familiäre Veränderungen oder bewusste Entwicklungsschritte. Auch wenn jemand feststellt, dass die tatsächlichen Aufgaben nicht der kommunizierten Stellenbeschreibung entsprechen, sei das ein legitimer Grund für einen Wechsel. „Solche Ehrlichkeit wird geschätzt – sofern sie glaubwürdig und reflektiert vermittelt wird."

Zugleich spiegelt sich in vielen Lebensläufen der Wertewandel auf dem Arbeitsmarkt. „Gerade jüngere Menschen suchen Sinn, Flexibilität und Weiterentwicklung“, sagt Angerer. Bleibt das aus, werde schneller gewechselt. Das sei keine Schwäche, sondern ein Zeichen veränderter Prioritäten – und Unternehmen reagieren darauf zunehmend mit Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung wie Home Office-Regelungen und Entwicklungsperspektiven.

Wer viele Stationen oder Lücken im Lebenslauf hat, sollte diese offen und nachvollziehbar erklären. Wichtig sei zu zeigen, was man in dieser Zeit gemacht und gelernt hat. Ein erkennbarer roter Faden wirke oft überzeugender als eine makellose Formulierung.

Menschen, die beruflich noch auf der Suche sind, rät Angerer zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken, Interessen und Werten. Ein strukturiertes Coaching könne dabei helfen. Danach sollte der Fokus darauf liegen, einen Bereich zu finden, der langfristig motiviert. „Arbeitgeber:innen schätzen Menschen, die wissen, wohin sie wollen“, sagt Angerer. „Auch wenn der Weg dorthin etwas kurvig war."

Von Natalie Hagleitner, erschienen am 19.07.2025 in der Tiroler Tageszeitung