Mehr Sichtbarkeit für Jobs im Druck

So wie in vielen Branchen herrscht auch in der Druck- und Medienbranche ein akuter Fachkräftemangel. Laut dem Verband Druck Medien brauche es mehr Information und eine Schärfung der Jobprofile.


(Foto: Rita Falk/Tiroler Tageszeitung)

Wien, Fügen, Innsbruck – Der Druck- und Medienbranche fehlen Arbeitskräfte, vor allem Fachkräfte im Bereich Drucktechnik, Druckvorstufentechnik und Endverarbeitung, aber auch Medienfachleute. Der Verband Druck Medien Österreich verzeichnet derzeit in nahezu allen Betrieben offene Stellen. Deshalb hat der Verband gemeinsam mit Integral die Anforderungen der Österreicher und Österreicherinnen an ihre Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen unter die Lupe genommen. Insgesamt wurden 1000 Österreicher und Österreicherinnen zwischen 18 und 69 Jahren befragt. Vier von fünf Befragten sind vor allem die Arbeitsplatzsicherheit, Anerkennung und Wertschätzung wichtig. Für die 18- bis 29-Jährigen sind zudem Work-LifeBalance, eine überdurchschnittliche Bezahlung sowie Aufstiegs- und Karrieremöglichkeit überdurchschnittlich relevant.

Flexible Arbeitszeiten sind immer weiter verbreitet

Für den Verband Druck Medien sind die Ergebnisse überraschend und beruhigend zugleich. „Die Wünsche an den Arbeitsplatz sind für unsere Branche erfüllbar und werden von vielen Druck- und Medienunternehmen bereits mehr als erfüllt“, erklärt Peter Sodoma, Geschäftsführer des Verbands Druck Medien. Die Flexibilisierung der Arbeitszeit habe auch in der Produktion Einzug gehalten. „Waren früher starre Arbeitszeiten üblich, so gibt es mittlerweile viele Möglichkeiten mit Gleitzeitmodellen und Teilzeit. Es gibt sogar Betriebe, die Schichtleiter und Schichtleiterinnen in Teilzeit beschäftigen“, betont Sodoma.


Auch im Druck gibt es flexible Arbeitszeitmodelle und gute Aufstiegsschancen. (Foto: Rita Falk/Tiroler Tageszeitung)

Jörg Höllwarth, Geschäftsführer der Fügener Druckerei Sterndruck, bezeichnet seinen Betrieb als „sehr beweglich“, eine eigenverantwortliche Verteilung der Arbeitszeit gebe es bei ihm schon lange. Mit Quereinsteigern mit technischem Verständnis habe er gute Erfahrungen gemacht. „Seit einem halben Jahr ist bei uns auch ein Drucker aus der Ukraine tätig, das klappt gut“, so Höllwarth.

Die Studie im Auftrag des Verbands Druck Medien Österreich zeigt, dass für zwei Drittel der 18- bis 69-Jährigen eine Lehre bei einer neuerlichen Wahl des Bildungsweges theoretisch vorstellbar wäre. Die Vorstellbarkeit steigt mit dem Alter. Bei den 18- bis 29-Jährigen liegt der Anteil nur bei 56%. In der Praxis orten die Österreicher und Österreicherinnen jedoch einige Hürden, die von einer Lehre abhalten könnten. Die Vorteile eines Lehrabschlusses sind nach Aussage von 42% zu wenig bekannt, die fehlende Studienberechtigung sieht jeder Dritte als Barriere. 31% fehlt das Wissen über die Berufe und 28% finden, dass Lehrberufe kein gutes Image haben.

Informationsinitiative gegen Fachkräftemangel

Die Ergebnisse der Studie sieht Sodoma als Handlungsauftrag: Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzt die Druck- und Medienbranche auf noch mehr Information, wie etwa bei der Aktionswoche der offenen Druckereien vom 22. bis 26. Mai. Anmeldungen von Betrieben sind noch möglich. Zwei Osttiroler Druckereien werden auch heuer wieder ihre Türen für Schulklassen öffnen: Oberdruck und GreenPrint. „Das größte Manko der Druck- und Medienbranche ist, dass sie nicht so stark sichtbar ist und daher wohl oft bei der Berufswahl vergessen wird“, sagt Sodoma. Was viele nicht wüssten, sei, dass es inzwischen mehr als ein Dutzend Lehrberufe in der Druck- und Medienbranche gebe. „Die Bezeichnungen der Lehrberufe in unserer Branche sind sperrig. Viele können sich darunter nichts vorstellen“, mutmaßt Sodoma. Eine Schärfung der Jobprofile sei überlegenswert.


Im Druck gibt es eine Vielzahl an spannenden Jobprofilen. (Foto: Rita Falk/Tiroler Tageszeitung)

Die Lehre Medienfachfrau/ Fachmann stößt in der Studie auf das größte Interesse, knapp jeder Dritte bzw. jede Dritte findet den Lehrberuf persönlich interessant. Jeweils rund ein Fünftel interessiert sich für die anderen Berufsfelder – für Druckvorstufentechnik, Drucktechnik und für Buchbindetechnik und Postpresstechnologie.

Höllwarth glaubt, dass bei einigen Druckereien das Problem des Fachkräftemangels auch hausgemacht sei. „Mir war es immer wichtig, Lehrlinge auszubilden, viele haben das aber jahrelang nicht gemacht und jetzt gehen die Babyboomer in Pension.“

Modernisierte Arbeitsprozesse

Kaum ein Gewerbe unterlag einer so rasanten Technisierung wie „die Schwarze Kunst“: Die Schritte vom manuell aufwändigen Drucken zur hochprofessionellen Industrie erfolgten innerhalb kurzer Zeit. „Früher war es eine beschwerliche, anstrengende Arbeit vom Schriftsetzer bis zum Drucker, heute braucht es einen hochautomatisierten Maschinenpark und logistisch ausgeprägtes Prozessdenken, um Druckerzeugnisse herzustellen“, erklärt Alexander Ströhle, Geschäftsführer der Intergraphik Druckerei in Innsbruck. Hier wird die Tiroler Tageszeitung gedruckt. Die Anforderungen haben sich enorm verändert, sagt Ströhle, und dies mache Jobs in der Druck- und Medienbranche sehr abwechslungsreich und vielfältig.

Von Denise Neher, erschienen am 04.03.2023 in der Tiroler Tageszeitung

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