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Richtig alles auf Anfang stellen
Wenn Studierende nach Jahren erkennen, die falsche Studienrichtung gewählt zu haben, folgt häufig ein Richtungswechsel und Neustart. Welche Auswirkungen hat das?

Innsbruck – Paul (Name redaktionell geändert) ist 28. Vor vier Jahren hat er sich entschieden, seinem Pharmaziestudium unweit vom Abschluss den Rücken zu kehren. Heute studiert er Lehramt. Seine Beweggründe? „Während des ersten Corona-Jahrs hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Dabei ist mir klar geworden, dass ich mir nicht vorstellen kann, nach dem Abschluss in diesem Bereich zu arbeiten“, erzählt er. „Ich wollte mich weder in eine Apotheke stellen noch mein Leben lang mit der Theorie hinter dem Ganzen beschäftigen.“ Wie Paul geht es vielen Studierenden. Die Semester vergehen, eine nach der anderen Prüfungsphase rattert vorbei. Dabei gerät die Frage, ob das eigentlich noch das ist, was man sich für sein späteres Arbeitsleben vorstellen kann, schnell einmal in den Hintergrund. Von ähnlichen Erfahrungen berichtet auch Reinhard Starnberger von der Zentralen Studienberatung der Uni Innsbruck. „Das Thema Studienwechsel taucht bei uns immer wieder auf“, berichtet er. „Die meisten wechseln allerdings schon früh, nach dem ersten oder zweiten Semester.“ Je mehr Lehrveranstaltungen bereits absolviert wurden, desto höher sei natürlich die Überwindung, etwas zu ändern, weil schon viel Zeit und Energie ins Studium gesteckt wurde. „Oft sehen das die Betroffenen als verlorene Zeit oder Makel im Lebenslauf“, weiß Starnberger. „Wir ermutigen aber, es als Lernprozess zu sehen. In solchen Situationen Auswege und Lösungen zu finden, ist eine wichtige Kompetenz für das ganze Leben.“ Auch im Lebenslauf und bei Vorstellungsgesprächen brauche man Studienwechsel nicht verstecken. Starnberger rät: „Diesen bedeutsamen Schritt in der eigenen Bildungsbiografie darf man durchaus positiv darstellen.“
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Blick nach links und rechts
Zu diesem Umgang rät auch Markus Senfter. Als Geschäftsführer bei ecomera Personal- und Unternehmensberatung durchstöbert er auf der Suche nach idealen Bewerbern tagtäglich zahlreiche Lebensläufe, die oft etwas kurviger ausfallen. „Sehe ich einen Studienwechsel, interessiert mich die Geschichte dahinter. Warum wollte derjenige nicht mehr weitermachen? Ist die Argumentation nachvollziehbar?“, beschreibt er. Senfter skizziert eine Situation: Jemand erkennt nach zwei, drei Semestern Germanistikstudium, dass das einfach nicht das Richtige ist, bricht ab und beginnt ein Studium der Finanzwissenschaften, weil ihn das einerseits mehr interessiert und es andererseits bessere Jobchancen verspricht. „In so einem Fall ist es für mich ein Zeichen von Stärke, seine Ressourcen nicht sinnlos in einen aussichtslosen Bildungsweg zu stecken“, betont er. Der Personalexperte spricht sich außerdem für einen „Blick nach links und rechts“ im Lebenslauf aus. „Es geht auch darum, ob neben dem Studium schon gearbeitet wurde oder woher derjenige sonst noch Kompetenzen mitbringt. Das können auch Vereinstätigkeiten sein.“ Schwierig werde es allerdings, wenn das Studienwechseln zur Dauererscheinung wird. „Es sollte schon erkennbar sein, welches Ziel derjenige vor Augen hat. Sonst entsteht der Eindruck, man studiert eben gern um des Studieren willen“, betont er. „Und das kommt bei Arbeitgebern nicht besonders gut an.“ Auch Paul ist mit seiner Entscheidung nicht überall auf Verständnis gestoßen. „Während mich meine Freundin bestärkt hat, war es mit meinen Eltern zunächst schwierig“, erinnert er sich. „Sie waren grantig, weil ich sie nicht in den Entscheidungsprozess einbezogen habe, und konnten mein Vorgehen nicht verstehen.“
Finanzen im Auge behalten
Bald wurde Paul auch klar, dass er sich sein zweites Studium selbst finanzieren muss. Mit den Zuwendungen der Eltern war daraufhin nämlich Schluss. Das ist eine Sache, die bei einem potenziellen Studienwechsel immer mitgedacht werden muss, weiß Starnberger von der Studienberatung. „Nach zweimaligem oder Wechseln nach dem zweiten Semester erlischt der Anspruch auf Familien- und Studienbeihilfe“, erklärt er.
Bis Paul im Herbst nächsten Jahres ins Lehrerdasein starten kann, hält er sich mit einem Teilzeitjob über Wasser. Das funktioniere, allerdings müsse er mit seiner Zeit besser haushalten als früher. Und doch hat er seine Entscheidung keine Sekunde bereut.
Das Wichtigste aus dem Artikel:
Häufigkeit von Studienwechseln: Viele Studierende überdenken ihre Studienwahl, besonders während der Prüfungsphasen. Die meisten Studienwechsel kommen meist nach dem ersten oder zweiten Semester vor.
Herausforderungen: Je weiter fortgeschritten das Studium, desto schwerer fällt der Wechsel aufgrund bereits investierter Zeit und Energie.
Studienwechsel sollten jedoch als Lernprozess und wichtige Lebenskompetenz betrachtet werden, nicht als verlorene Zeit oder Makel im Lebenslauf.
Perspektive der Arbeitgebenden: Ein Wechsel kann als Zeichen von Stärke und Zielstrebigkeit gelten, solange er keine Dauererscheinung wird.
Von Nina Schrott, erschienen am 13.07.2024 in der Tiroler Tageszeitung
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