Vom Gönnen einer Krise

Krisen als machtvolles Werkzeug der Veränderung: Autorin und Businessmentaltrainerin Teresa Adler empfiehlt, Krisen bewusst vom Zaun zu brechen.

Auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen, Veränderung ist – und das war immer schon so – die einzige wirkliche Konstante im Leben. Doch Veränderungen und auch die oft damit einhergehenden Krisen bergen auch Chancen, die es zu nutzen gilt. Die Autorin und Mentaltrainerin Teresa Adler plädiert im TT-Interview, Krisen bewusst vom Zaun zu brechen.

Ihr Buch heißt „Gönnen Sie sich eine Krise“. Wie ist das gemeint?

Teresa Adler: Wir lieben unseren Status quo und meiden Veränderung. Die Krise hingegen rüttelt hemmungslos an Umständen, von denen wir bis dahin dachten, sie seien grundsolide. Sie stellt alles auf den Prüfstand: unser Geschäftsmodell, unsere Arbeitsabläufe und Herangehensweisen. Sich eine Krise zu gönnen, bedeutet, zu wissen, dass nach der Krise etwas Wertvolles kommt, das ich in meinen gewohnten Routinen nicht finden werde. Wie oft haben Sie bereits zurückgeschaut und mussten erkennen, dass im Chaos und der Verzweiflung sehr viel Wertvolles für die Zukunft zu entdecken war? Egal, ob in der Geschäftswelt, innerhalb von Teams, im Alltag oder in unseren privaten Beziehungen: Krisen sind kraftvolle Werkzeuge, die wir für unseren Erfolg nutzen können. Für den Erfolg ist es wichtig, dass ein System immer wieder neu angepasst wird.

Sie sagen sogar, wir sollen Krisen aktiv provozieren, warum?

Adler: Es gibt Krisen, die uns völlig unvorbereitet treffen. Viele Krisen spüren wir jedoch schon lange Zeit zuvor. Das Schadensausmaß einer Krise wächst proportional zur Zeit, die wir aufwenden, um sie zu verdrängen. Warum steuern wir sie also nicht gleich bewusst an? Damit ziehen wir ihr den größten Stachel, nämlich die zeitliche Unvorhersehbarkeit. Wenn Sie den Zeitpunkt der Krise selbst planen, verliert sie ihren größten Schrecken. Indem wir aktiv ansteuern, was sich oft eh längst abzeichnet, sind wir in der Lage, festgefahrene Muster, Stillstand und mangelnde Innovationskraft gar nicht erst aufkommen zu lassen.

Was lernen wir von der Krise?

Adler: Manchmal haben wir in das Alte so viel investiert, dass wir nicht den Mut aufbringen, es loszulassen. Krisen erinnern uns aber daran, dass nichts für immer bleibt. Veränderungen sind zwar unbequem, oft auch schmerzhaft, aber nicht immer schlecht, im Gegenteil. Gold und Schutt kommen im selben Fluss vor, aussieben müssen wir aber selbst. Reich ist also nicht der, der Goldgruben entdeckt, sondern derjenige, der gelernt hat, das Gold vom Schutt zu trennen.

Wie meistern wir eine Krise bestmöglich?

Adler: Indem wir keine Angst davor haben, dass die Krise unsere Komfortzone ruiniert. Kaputt wird ohnehin nur, was langfristig keinen Bestand gehabt hätte. So gesehen tut sie uns einen Gefallen. Wir brauchen auch keine Angst vorm Chaos haben. Im Chaos liegt zum einen eine ungeheure Kreativität und zum anderen viel Mut für einen Neubeginn.

Wie sollen Führungskräfte auf eine Krise reagieren?

Adler: Eine Krise birgt immer ein enormes kreatives Potenzial. Stellen Sie sich die Frage, wie Sie eine Krise „plündern“ können und nicht nur managen. Wichtig dabei ist, das Wertvolle nicht erst im Rückspiegel zu sehen, sondern durch die Windschutzscheibe, also aktiv drauflos! Das motiviert und schafft Hoffnung. Entschlossenheit ist ein guter Krisenzugang.

Wie sollen Führungskräfte in der Krise kommunizieren?

Adler: Führungsqualität ist die Fähigkeit, Menschen mit auf eine Reise zu nehmen, von der wir selbst aber immer nur den nächsten Schritt kennen. Wichtig ist, sich nicht zurückzuziehen. Wenn Teams an Prozessen teilhaben dürfen, kann eine Krise zu einem großen Gewinn werden.

Wie kann man Krisenbewältigung „lernen“?

Adler: Je öfter wir uns die Zeit nehmen, uns der Krise bewusst zu stellen, desto mehr verinnerlichen wir die Suche nach den darin verborgenen Chancen. Das schon angesprochene „Goldgräber“ Mindset wird zu einem Lebensstil. Stellen Sie sich immer wieder die Frage: „Wofür ist das eine Gelegenheit?“ Im Mentaltraining heißt diese Methode abgekürzt: WIDEG. Sie ist eine der effizientesten Methoden überhaupt.

Das Wichtigste aus dem Artikel: 

Krise als Chance: Krisen sind nicht nur Herausforderungen, sondern bieten wertvolle Chancen zur Weiterentwicklung und Anpassung. Die Krisenbewältigung kann zu wertvollen Ergebnissen führen, die im Status quo nicht möglich wären.

Umgang mit Krisen: Die Angst vor dem Verlust der Komfortzone sollte überwunden werden, da nur das zerstört wird, was keinen langfristigen Bestand hat. Das Ziel ist es, in jeder Krise das Wertvolle zu erkennen und den „Schutt“ vom „Gold“ zu trennen.

Führungsverhalten in Krisen: Führungskräfte sollten eine Krise nicht nur managen, sondern aktiv nach den darin verborgenen Chancen suchen.
Kommunikation und Einbeziehung des Teams sind entscheidend, um aus einer Krise gestärkt hervorzugehen.

Das Interview führte Denise Neher, erschienen am 17.08.2024 in der Tiroler Tageszeitung

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