Wege aus der Burnout-Spirale

Die Zahl der Burnout-Fälle geht durch die Decke. Experten sind überzeugt: Prävention ist wichtiger denn je, besonders auch für Unternehmen. 95 Prozent der Maßnahmen gegen Stress kosten nichts.



„Burnout als psychosomatische Erkrankung sollte keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn Symptome wahrgenommen werden, sollte umgehend ein Psychotherapeut zurate gezogen werden“, rät der Arzt, Psychologe und ärztliche Psychotherapeut Christian Schubert. Der Tiroler ist zudem Autor des Buches „Was uns krank macht, was uns heilt“ und plädiert klar in Richtung eines neuen Denkens in Medizin und Forschung, das den ganzen Menschen im Blick hat.

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Sein Buch hilft, das Zusammenspiel zwischen Körper, Geist und Seele, und damit auch die Krankheit Burnout, besser zu verstehen. Sein Ansatz: „Ich kritisiere, dass die Medizin sehr symptomorientiert ist und oft zu wenig auf die Ursachen von Erkrankungen schaut.“ Er sieht im Burnout einen wesentlichen Unterschied zu einer schweren depressiven Episode („Major Depression“) – und zwar in Bezug auf die kulturelle Determinante: „Burnout ist eine Stress-assoziierte Entzündungserkrankung mit starkem Bezug zum Thema Leistung.“ Dem Bereich der Burnout-Behandlung und -Prävention verschreibt sich auch Carolin Juen de Quintero, mittlerweile als selbstständige Psychotherapeutin, klinische Psychologin und Traumatherapeutin in Innsbruck tätig. Zuvor war sie für die Arbeiterkammer im Bereich der Burnout-Prävention sowie in der Burnoutklinik in Lans tätig. Beide befragten Fachleute sind überzeugt: „Jede Zeit hat ihre Krankheit, Burnout ist die Krankheit des 21. Jahrhunderts.“ Laut einer Statistik des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger haben psychische Krankheiten im Zeitraum von 1994 bis 2014 um 342 % zugenommen.

„Burnout ist typisch für unsere Gesellschaft und Kultur“, sagt Christian Schubert.

Es stehe in enger Verbindung etwa zu Spätkapitalismus, Neoliberalismus und Leistungsgesellschaft. Positiv sei, dass Burnout mittlerweile als Krankheit in der Gesellschaft anerkannt ist und sich – besonders im Bereich der Burnout-Prävention – einiges getan habe. Das habe auch ökonomische Gründe, wie Carolin Juen de Quintero denkt: „Die Realität ist, dass Burnout-Erkrankungen sehr lange Krankenstände mit sich bringen. Mindestens drei Monate – bei Betroffenen, die in Reha sind, im Durchschnitt sogar acht Monate. Und viele der Arbeitnehmer sind nach einer Burnout-Erkrankung auch nicht mehr so leistungsfähig wie zuvor.“ Die Psychologin ist überzeugt: „Abgesehen von diesen Aspekten verlangt es auch der Fachkräftemangel, dass Unternehmen im Bezug auf Burnout-Prävention agieren.“ Und: „Von Arbeitnehmerseite aus betrachtet, muss gesagt werden, dass Unternehmen oft Mitverursacher von Burnout-Erkrankungen sind.“
 


Wer in ein Burnout gerät, fällt oft Monate aus.

Für Carolin Juen de Quintero gibt es im Wesentlichen zwei Gründe psychischer Natur, weswegen Menschen aus ihrem Arbeitsleben „herausfallen“: Burnout und Mobbing. Bei Letzterem liege es oft auch daran, dass Führungskräfte „zu wenig hinschauen“. Wichtig für Unternehmen: auf Warnsignale ihrer Mitarbeiter achten und gute und faire Arbeitsbedingungen schaffen.

Auch häufig als „Umstrukturierung“ betitelte Prozesse und der Druck, gewisse Umsätze zu bringen, könnten eine Mitschuld an Burnout-Erkrankungen bei Mitarbeitern tragen. „Das ist besonders bei multinationalen Firmen sehr oft der Fall“, erzählt die Psychologin.

Besonders gefährdet sind aus Sicht von Carolin Juen de Quintero zwei Arten von Menschen: der Leistungstyp, der seinen Selbstwert über Leistung definiert, und Menschen, die psychische Belastungen aus ihrer Kindheit „mitschleppen“. Sie unterteilt diese Erkrankung in drei Phasen. Die erste ist die Phase der Überarbeitung/Überforderung, die zweite die Symptomphase und die dritte der Zusammenbruch. Das Umfeld kann bei Betroffenen oftmals Verhaltensänderungen feststellen: ein Rückzug aus Freundschaften oder Zynismus, Reizbarkeit, Schlafstörungen und vieles mehr.

Burnout könnte aber in vielen Fällen vermieden werden, wenn man früh genug reagiert und Warnsignale ernst nimmt. In der Burnout-Prävention liegt viel Potenzial, davon sind auch unsere Experten überzeugt: „95 Prozent der Maßnahmen gegen Stress kosten nichts“, sagt Carolin Juen de Quintero – und: „Bei der Burnout-Prävention geht es viel um Bewusstseinsarbeit.“ Ihr Tipp für Betriebe: „Ein ideales Seminar besteht aus einem theoretischen Input und einem praktischen Teambuildingsteil – weil: das Gemeinschaftliche und die gegenseitige Wertschätzung sind auch wesentliche Faktoren.“

Von Elisabeth Zangerl, erschienen am 19.03.2022 in der Tiroler Tageszeitung

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