Wie würde ein Känguru führen?

„Große Sprünge mit leerem Beutel wagen“: Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy Wien, analysiert mit einem Augenzwinkern die größten Führungsfehler – darunter „Management by Känguru“.

Wien – In der klassischen Management-Literatur ist schon viel über Führungsfehler geschrieben worden. Manche sagen ja, beim Thema Führung ist es wie bei der Kindererziehung, man kann es eigentlich nur falsch machen– die Frage ist nur: Wie sehr?

Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, wirft einen humorvollen Blick auf ein paar der weitverbreitetsten Führungsfehler. Etwa „Management by Känguru“, quasi große Sprünge mit leerem Beutel wagen. „Führungskräfte haben oft unrealistische Visionen und setzen sich zu hohe Ziele, weil sie ihre eigenen Möglichkeiten, die ihres Teams, ihre Ressourcen und finanziellen Rahmenbedingen völlig überschätzen“, sagt sie.

Auch mit Robinson assoziiert sie einen Führungsfehler: „Alle warten auf Freitag – anstatt sich den Spaß und den Sinn der eigenen Tätigkeit wieder zurückzuholen.“ Zur Sprache in den Aufzählungen von Barbara Stöttinger kommt auch „Management by Sausage“, sprich – hier ist alles wurscht und jeder gibt noch seinen Senf dazu. Dabei spricht sie das berühmte Prinzip des Italieners Vilfredo Pareto an, das besagt, dass im Schnitt 80 Prozent der Aufgaben mit 20 Prozent des Gesamtaufwandes erledigt werden können.

„Viele Führungskräfte neigen dazu, noch unbedingt ihren Senf dazuzugeben‘ – auch, wenn eigentlich schon alles klar ist“, sagt die Expertin und spricht auch „Management by Schaukelstuhl“ an, was bedeutet: „Immer schön in Bewegung sein, aber trotzdem nicht vorankommen“, und beschreibt damit eine gewisse Form des „Pseudo-Aktionismus“. „Diese Menschen sind nachweislich sehr beschäftigt und fallen von einer Aktivität in die nächste. Der Nachteil: Hinter ihrem Beschäftigtsein steckt in der Regel entweder eine gewisse Strategielosigkeit, Inkompetenz oder ein falscher Fokus und schlechtes Prioritätensetzen“, sagt Stöttinger. „Viele Leute unter sich, aber kein richtiger Kontakt“, nennt die Dekanin „Management by Friedhofsgärtner“. Und dann wiederum versteht sich unter „Management by Zitronenpresse“ eine Führungskraft, die mit genügend Druck immer noch versucht, ein wenig mehr herausholen zu können: „Und so sind sie immer noch der Meinung, dass man mit dem nötigen Druck stets zusätzliche Leistungen aus ihren Mitarbeitern herauspressen könne“, sagt Barbara Stöttinger.

Von einem groben Führungsfehler erzählt zu guter Letzt noch: „Management by T.E.A.M“. Gemeint ist damit „Toll, ein Anderer macht's" – eine Strategie, die zugegebenermaßen nicht nur unter Führungskräften weit verbreitet ist.

Von Elisabeth Zangerl, erschienen am 07.10.2023 in der Tiroler Tageszeitung

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