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„Wir sind wie Kakteen im Regenwald“
Warum lernen wir so ungern? Die deutsche Neurowissenschafterin Laura Wünsch gibt Tipps, um unser Gehirn auf Vordermann zu bringen.
Warum lernen wir oft unwillig?
Laura Wünsch: Obwohl wir uns jetzt in einer digitalen Welt befinden, hat sich unser Gehirn seit der Steinzeit nicht weiterentwickelt. Wir sind also, bildlich gesprochen, wie Kakteen im Regenwald. Das bedeutet, wir sind aufgrund der vielen Umwelteinflüsse völlig überreizt. Daher befinden wir uns gern im Energiesparmodus und sind dementsprechend skeptisch Neuem gegenüber. Alles, was Energie verbraucht, vermeiden wir gerne. Lernen gehört da leider dazu. Hinzu kommt: Wir lieben die Kontrolle, das gibt uns Sicherheit. Die Kontrolle zu verlieren, weil wir Neuland betreten, ist für uns äußerst unangenehm. Neues zu lernen, ist für unser Gehirn also deswegen so anstrengend, weil es uns eigentlich widerstrebt.
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Was ist der wichtigste Faktor, um effektiv zu lernen?
Wünsch: Fokussiert zu sein, gehört zu den wichtigsten Faktoren, um effektiv lernen zu können. Das Problem: Mit jeder neuen E-Mail, mit jeder neuen Sprachnachricht verlieren wir unseren Fokus. Das behindert uns enorm beim Lernen.
Inwieweit stört das Handy beim Lernen?
Wünsch: Das Handy stört nicht nur, es zerstört regelrecht unser Gehirn. Wir wissen, dass uns die bloße Anwesenheit eines Handys im Raum schon ablenkt. Es werden dann nämlich ähnliche Gehirnmuster aktiviert wie bei Heroinsüchtigen. Das heißt, man kann getrost sagen, ein Großteil bzw. die Mehrheit von uns ist inzwischen „Handysüchtig“. Die sozialen Medien tragen auch das ihrige zu dieser schwierigen Situation bei, ich nenne sie daher gern die „asozialen Medien“. Daher mein Tipp, wenn man wirklich nachhaltig etwas lernen möchte: Handy nicht nur außer Sichtweite, sondern sogar in einen anderen Raum geben.
Warum fällt uns die Konzentration aufs Lernen oft so schwer?
Wünsch: Unser Gehirn scannt die Umwelt ständig nach Gefahren. Wir können uns im Schnitt nur etwas mehr als 40 Sekunden konzentrieren, dann sind wir schon wieder abgelenkt. Unsere Aufmerksamkeit ist wie ein Vogelschwarm: Die Aufmerksamkeit fliegt immer wieder weg, und wir müssen sie immer wieder zurückholen. Liegt ein Handy im Raum, fliegen die Vögel also quasi immer wieder dorthin. Das Schädlichste beim Lernen ist übrigens zu glauben, wir sind Multitasking-fähig. Niemand ist Multitasking-fähig, auch Frauen nicht. Das Gehirn kann immer nur eine Sache am Stück verarbeiten. Zwei Dinge gleichzeitig zu denken, das geht ja auch nicht.
Das Smartphone ist nicht nur ein Zeitfresser, sondern wirkt sich auch negativ auf unsere Konzentration und Lernfähigkeit aus.
Welche weiteren Tipps haben Sie für ein leichteres Lernen?
Wünsch: Unter Stress lernt unser Gehirn nicht. Wer gestresst ist, kann sich schlechter Dinge merken. Um sich besser fokussieren zu können, hilft Meditation, das ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen. Das Schlechteste ist übrigens Lernen und danach aufs Handy zu schauen. Am besten hilft es, etwas zu lernen und dann anderen davon zu erzählen. Wir müssen uns mit dem Lernstoff beschäftigen, darüber nachdenken, diskutieren, also quasi „rumspielen“. Etwas nur zu googeln oder ChatGPT zu fragen, hilft nicht, Lernstoff in unserem Gehirn nachhaltig zu verankern. Pausen sind auch ganz wichtig, da geht der Lernstoff ins Langzeitgedächtnis über. Guter Schlaf hilft, das ist wie beim Sport. Die Regeneration ist entscheidend.
Ab welcher Altersgrenze wird es „schwierig“ mit dem Lernen?
Wünsch: Das kann man so nicht sagen. Wir haben wunderbare Beispiele von Menschen im Pensionsalter, die Neues lernen. Das Gehirn kann immer wieder neue Verästelungen ausbilden und auch im hohen Alter noch Spitzenleistungen bringen. Interessanterweise werden wir mit den Jahren extremer, also ein neugieriger Mensch wird im hohen Alter noch neugieriger, ein ängstlicher Mensch noch ängstlicher und ein bequemer Mensch wird zum Faultier.
Wie lernen wir auch im fortgeschrittenen Alter gut?
Wünsch: Das Beste, was man gegen den kognitiven Verfall bzw. Demenz tun kann, ist Bewegung. Darüber habe ich sogar eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben. Bewegung ist besser als Sudoku lösen. Ich empfehle also, rauszugehen und sich mit anderen zu verbinden. Wir sind Herdentiere und sollten auch so leben.
Das Wichtigste aus dem Artikel:
Unwilligkeit beim Lernen: Unser Gehirn ist seit der Steinzeit unverändert und überreizt durch moderne Umwelteinflüsse. Wir bevorzugen den Energiesparmodus und sind skeptisch gegenüber Neuem, da es Energie verbraucht und Kontrolle kostet.
Konzentrationsschwierigkeiten: Das Gehirn sucht ständig nach Gefahren und kann sich nur kurz konzentrieren. Multitasking ist ein Mythos; das Gehirn verarbeitet nur eine Sache gleichzeitig.
Lernen im Alter: Es gibt keine feste Altersgrenze für schwieriges Lernen. Das Gehirn bleibt formbar und leistungsfähig. Persönliche Eigenschaften verstärken sich im Alter.
Von Denise Neher, erschienen am 12.04.2025 in der Tiroler Tageszeitung
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