Symbiose von Leben und Arbeiten in der Zukunft

Die Corona-Pandemie hat unsere Art zu arbeiten gewandelt. „Wir haben die Basis für die Zukunft geschaffen“, sagt Unternehmensberater Armin Partl. Das Arbeiten wird flexibler werden. Damit muss sich auch die Unternehmenskultur ändern.

Wie hat sich durch die lange Corona-bedingte Home-Office-Zeit unsere Sichtweise zum Thema Arbeitsplatz verändert?

Armin Partl: Schon vor Corona konnten wir Veränderungen spüren. Die Start-up-Kultur hat uns gezeigt, wie agiles Management funktionieren kann. Die Akzeptanz der digitalen Möglichkeiten ist enorm gestiegen. Die Corona-Zeit schafft die Basis für „New Work“, also für eine digitale und flexible Arbeitswelt.

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Wie beurteilen Sie diese Zeit?

Partl: Ich unterrichte für die FH Human Ressource Management und sehe, dass nun der Faktor „Arbeit“ einen neuen Stellenwert erhalten hat. Die Personalabteilung wurde viel stärker gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen. Führung, Eigenverantwortung und Eigenmotivation für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden neu definiert.

Was kann uns diese Zeit lehren?

Partl: Das Zukunftsinstitut beschreibt dies treffend. Wir arbeiten nicht mehr, um zu leben, und wir leben nicht mehr, um zu arbeiten. In Zukunft geht es um die gelungene Symbiose von Leben und Arbeiten. Es zeigt uns, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse eingehen müssen. In Zeiten der Kurzarbeit haben einige Unternehmer die mangelnde Produktivität kritisiert. Unternehmen brauchen daher eine klare Übersicht über die Fähigkeiten und Expertise ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ausbildung und Förderung müssen strukturiert werden, um in Teams effizient und leistungsorientiert zu arbeiten.


Die Corona-Zeit gilt als Treiber neuer Arbeitsformen.

Welche Regeln braucht es für ein gutes Home-Office?

Partl: Wir brauchen neue, digital unterstützte Organisationsformen als Basis für Home-Office. Eine gute Balance zwischen Top-down und Bottom-up, ein hohes Maß an Selbstverpflichtung und viel Kollaboration, also ein paralleles Arbeiten von Teams. Wir brauchen die gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Thema Ausstattung im Home-Office, Arbeitszeiten und Kontrollmöglichkeiten. Im Grunde geht es um neue Rechte und Pflichten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Wie werden wir in Zukunft arbeiten?

Partl: In Zukunft werden wir sehr flexibel arbeiten. Unter dem Schlagwort „New Work“ finden wir die Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Bei der Arbeitszeit denke ich an Teilzeit, Gleitzeit, Vertrauensarbeitszeit, Jobsharing. Beim Arbeitsort sind es Home-Office und „Remote Work“. „Remote Work“ bedeutet Fernarbeit, also quasi Home-Office an jedem beliebigen Ort.

In welchen Branchen rechnen Sie in puncto Arbeitsplatz mit den größten Veränderungen?

Partl: Im Grunde trifft es alle, aber Banken, Versicherungen, die öffentliche Verwaltung und Freiberufler sind wohl am meisten gefordert, Arbeitsplätze und die Kultur zu verändern.

Wie wichtig ist die Arbeitsatmosphäre für die Leistung der Mitarbeiter?

Partl: Je nach Menschen-Typ braucht es unterschiedliche Anreize in der Gestaltung der Arbeitsplätze. Es ist wichtig, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Und damit sind wir wieder beim Begriff der „Kollaboration“. Diese wird zukünftig über digitale Tools gesteuert und damit brauchen wir eine grundlegende Änderung der Strukturen, der Arbeitsform und der Unternehmenskultur. Der wichtigste Einflussfaktor bleibt die Führungskraft, die Mut zum eigenverantwortlichen Handeln, zu mehr Freiraum und zu einer Fehlerkultur schaffen muss.

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