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Allein unter Kollegen
Herr Proksch, wie findet man bei Arbeitskollegen schnell Anschluss?
Gerhard Proksch: Wenig Sinn macht es, sich „einzuschleimen“. Besser ist, auf Menschen und ihre Bedürfnisse ehrlich einzugehen. Im Koreanischen spricht man von „nunchi“, was wörtlich „Augenmaß“ bedeutet. Es beschreibt die Fähigkeit zu erkennen, was das Gegenüber braucht, und angemessen darauf zu reagieren. Das liegt nicht jedem, aber jeder kann es trainieren.
Was fühlen Menschen, die keinen Anschluss finden?
Proksch: Angst und Unsicherheit. Wir sind zwar moderne Menschen, unsere Instinkte kommen aber aus einer Zeit, als wir uns vor Säbelzahntigern fürchten mussten. Teil einer Gruppe zu sein bedeutete Schutz. Allein zu sein war ein Todesurteil. Das steckt immer noch in uns, weshalb es auch so unangenehm ist, als Außenseiter dazustehen, und es sich geborgen anfühlt, unter Gleichgesinnten zu sein.
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Warum sind bestehende Gruppen Neuen gegenüber oft feindlich eingestellt?
Proksch: Wir Menschen neigen dazu, Gruppen zuschließen und Bollwerke zu errichten, was es für Neuankömmlinge schwierig macht. Dazu gibt es eine interessante Studie aus England. Sie hat gezeigt, dass in Zugabteilen mit zwei Passagieren, zu denen ein dritter zusteigt, eine stille Verbrüderung der ersten beiden stattfindet. Sie stehen in Konfliktsituationen eher füreinander ein und kommen eher miteinander ins Gespräch als mit dem „Neuen“. Schon Gruppen ab zwei Menschen stoßen andere also tendenziell eher ab, als sie aufzunehmen.
Welchen konkreten Tipp geben Sie Neuen im Team?
Proksch: Es klingt banal, aber eine Kleinigkeit mitzubringen zeigt, dass man bereit ist, etwas zur Gruppe beizutragen. Essen und Trinken ist ein soziales Ereignis, an dem man zusammen teilnimmt und so ganz nebenbei Teil der Gruppe wird. Außerdem stellt die gemeinsame Nahrungsaufnahme eine gewisse Intimität her, da der Mund per se eine recht intime Körperstelle ist und man sich darauf einlässt, sich gegenseitig beim Essen zuzuschauen, wo man schließlich nicht ständig perfekt aussieht.
Tipps für Neulinge im Arbeits-Team:
Authentisches Verhalten: Statt sich einzuschleimen, ist es ratsam, ehrlich auf Menschen und ihre Bedürfnisse einzugehen.
Kleine Mitbringsel: Eine einfache Möglichkeit, sich in einer Gruppe zu integrieren, ist das Mitbringen von Kleinigkeiten. Eine gemeinsame kleine Kaffee-/Kuchenpause als soziales Ereignis fördert die Teilnahme an der Gruppe, schafft Intimität und zeigt die Bereitschaft, zum Gemeinschaftsgefühl beizutragen.
Erschienen am 27.01.2024 in der Tiroler Tageszeitung - Das Gespräch führte Nina Schrott
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