Gegen das Klischee sprechen

Innsbruck – Wer Dialekt spricht, wird als schlechter gebildet wahrgenommen. Und: Wer Dialekt spricht, verdient weniger. Zu solchen Ergebnissen kommen unterschiedliche Studien und legen nahe, dass Dialekt sprechen ein Karrierehindernis sei. Das muss nicht sein, sagt Markus Senfter von der Tiroler Unternehmensberatung ecomera. Für seine Kundenseien dialektal sprechende Bewerber normalerweise kein Problem. Verstanden werden müsse man natürlich, so der Headhunter.

Authentizität als Türöffner

So sieht das auch Sprechcoach Thomas Lackner, der verschiedene Unternehmen zu seinen Kunden zählt. In seinem Unterricht sei es nicht das Ziel, den Dialekt loszuwerden, sondern ihn so weit zu reduzieren, dass man überall verstanden werde. Er wirft aber ein, dass er Studien, die dem Dialekt ein negatives Image verpassen, nicht negieren wolle. „Es sind Klischees, dass Dialektsprechende weniger intelligent seien, dennoch gibt es Menschen, die Dialekt damit assoziieren.“ Wer ein souveränes Standarddeutsch spreche, der könne sich in seiner Rolle als Experte besser platzieren und zudem seine Reichweite vergrößern, sagt er.

Ohnehin sei das Erlernen von perfektem Hochdeutsch– oder Standarddeutsch, wie der Sprechprofi bevorzugt, weil der Begriff Hochdeutsch Dialekte schon per se abwerte – für Personen, die etwa in einem Tiroler Dialekt sozialisiert wurden, auch eine Frage des Aufwands. „Da muss viel Arbeit hineingesteckt werden. Mit ein paar Stunden Coaching ist das nicht getan“, sagt er.

Herausfordernd sei auch das Thema Authentizität. „Viele Kunden sagen, es fühle sich komisch an, Standarddeutsch zu sprechen“, so der Profi. Der Lernprozess sei erst beendet, wenn man die Sprache verkörpere und nicht mehr zu ihr greife wie zu einer Fremdsprache. Generell sind sich Lackner und Senfter einig: Es ist Zeit für mehr Selbstbewusstsein. Dialektsprechende hätten oft von sich aus einen unnötigen Minderwertigkeitskomplex.

Selbstbewusst switchen

„Selbst Personen, die einen sehr ausgeprägten Dialekt sprechen, können zwischenverschiedenen Varietäten des Deutschen switchen und sich so überall verständlich machen“, sagt Senfter.

Vorurteile seien schlussendlich ein Problem des Gegenübers, finden beide Experten. Teilweise könne man diese mit der eigenen Person und Fachwissen widerlegen, so Lackner. „Das bringe ich auch meinen Auftraggebern nahe“, schließt Senfter. „Meiner Erfahrung nach kann eine regionale Sprachfärbung sogar als Alleinstellungsmerkmal wirken und ist daher positiv zu bewerten.“

Das Wichtigste aus diesem Artikel:

Authentizität als Stärke: Dialektal sprechende BewerberInnen werden vermehrt als authentisch wahrgenommen und hinterlassen einen positiven Eindruck. 

Selbstbewusstsein fördern: Dialektsprechende sollten stolz auf ihre Sprachfärbung sein und nicht unnötig einen Minderwertigkeitskomplex entwickeln.

Flexibilität in der Sprache: Die Fähigkeit, flexibel zwischen verschiedenen Varianten der deutschen Sprache zu wechseln, kann als Stärke betrachtet werden, um sich in unterschiedlichen Situationen verständlich zu machen.

Von Natascha Mair, erschienen am 03.02.2024 in der Tiroler Tageszeitung

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